Hui, was sind das für Stürme, die seit 23. Dezember über unser Haus fegen. Nachts können die Kinder nicht einschlafen, weil es im Waldstück neben uns so laut rauscht und knarrt und ächzt. Der Wind rüttelt an den Fenstern, macht die Nächte sternenklar und die Luft frisch und neu.
Heute Nacht hat der Sturm ein wenig Schnee mitgebracht. Viel ist es nicht, doch er hat in Windeseile geschafft, wofür ich gefühlt stundenlang reden muss: die Kinder ins Freie, an die „frische Luft“ gebracht. Draußen lachen sie, schieben das bisschen Weiß zusammen und bewerfen sich mit kalten Bällen, halb Schnee, halb Gatsch. Der eisige Wind weht sie bald wieder ins Haus hinein, mit roten Wangen und glänzenden Augen. Drinnen ist es warm, der Kamin ist eingeheizt.
Es stürmt. Sie, die Percht, Frau Holle, die große Erdgöttin, zieht mit ihrem Gefolge, der „wilden Jagd“ übers Land. Sie blickt in unsere Häuser, unsere Stuben und Herzen und prüft uns. Sind wir noch auf dem „rechten“ Weg, auf unserem Lebensweg? Leben wir in Einklang mit den Gesetzen der Natur, mit den wirkenden Kräften rund um uns? Lassen wir, so, wie es das Perchtengesetz will, die Räder still stehen, geben wir uns jetzt dem langsamen Prozess von Abschluss und Neubeginn hin?
Manche werden in diesen Tagen mit ihren Schatten konfrontiert, alte (Familien)konflikte brechen auf, erschüttern uns. Das Jahr zu verabschieden heißt für manche auch, sich von Menschen, Lebensumständen, Träumen zu verabschieden. Im Sturm des Lebens stehen. Wir wissen nicht, was das neue Jahr bringt, dürfen bloß hoffen und vertrauen.
Im Radio sagen sie „Der Wind weht lebhaft.“
Soll der Wind lebhaft sein, ich bin es nicht. Ich bin dösig, nach Innen gekehrt. Langweilig, sagen meine Kinder. Egal. Fürs Lebhaft sein ist jetzt allein der Wind zuständig.
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Foto: hannahboeving.com
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